28.03.2011

Wahlbeteiligung und Machtverhältnisse

Die Landtagswahl Baden-Würtembergs 2011 führt dort zu einem Machtwechsel.

Nicht etwa, weil die CDU Stimmen verloren hätte; denn sie hat sogar, gegenüber der letzten Wahl, rund 200.000 Stimmen dazu gewonnen. Da aber rund 1.000.000 Menschen mehr gewählt haben als beim letzten Mal
und 750.000 Stimmen davon zusätzlich zum Ergebnis von 2006 an die Grünen gingen, die SPD noch rund 150.000 und die Piraten-Partei rund 100.000 Stimmen hinzu gewinnen konnten (um nur die größten Zuwächse zu nennen) und die FDP rund 160.000 und die Republikaner rund 40.000 Stimmen verloren haben (um nur die größten Verluste zu nennen), verschiebt sich die prozentuale Stimmenverteilung zugunsten Grün-Rot.

2006 hatten in Baden-Würtemberg 53,4% der Wähler abgestimmt, diesmal waren es 66,2%.

Dass niemals "der Bürger" wählt, sondern im Schnitt immer nur rund jeder zweite Wahlberechtigte, ist in der BRD durchweg Realität. Welche Ergebnisse erzielt würden, wenn annähernd 100% wählten, wüsste ich gerne.

Daten-Quelle:

  • statistik-bw.de (Vorläufiges Ergebnis der Landtagswahl am 27.03.2011 mit Vergleichsangaben von 2006)

2 Kommentare :

  1. Wir haben in unserer Schulklasse einmal eine "Wahl" zur Europawahl gemacht. Dabei haben einige das ganze nicht ernst genommen und die NPD gewählt. Tja.
    Das lag aber weder daran, dass sie schlecht informiert waren, oder rechtsradikale Ansichten hatten, sondern dass sie A. sich nicht ernstgenommen fühlten und das ganze wie einen Jux behandelten oder B. unseren Lehrer provozieren wollten. Manche andere hatten tatsächlich keine Ahnung, aber ich habe ganz bewusst die PARTEI gewählt. Das ist zwar eine Satirepartei, aber ich finde das Programm ist dadurch wenigsten vernünftiger als das der NPD, denn dadurch dass sie es überspitzen, zeigen sie deutlich auf, wie lächerlich die Politik heute und früher betrieben wird bzw. wurde.
    Aber kommen wir zurück zu meiner Schulklasse. Die meisten Leute in Deutschland fühlen sich genauso wie meine Klassenkameraden nicht ernst genommen und gehen deshalb nicht wählen oder setzen ihr Kreuzchen zufällig. Ältere Leute, deren Vertrauen in die Parteien sehr viel weniger erschüttert ist, weil sie sich bereits in den fünfzigern und sechzigern ihrer feste Meinung gebildet haben gehen deshalb eher zur Wahl und setzen darum gewohnheitsmäßig ein Kreuzchen bei ihrer Stammpartei. Deshalb gehen viele andere Parteien dadurch bei der Wahl unter.

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    1. Sich im Zusammenhang mit (echten) Wahlen als Wähler nicht ernstgenommen zu fühlen, wäre verrückt. Da entscheiden die Wähler über politische Arbeitsplätze und Karrieren. Ebenso über Freude, Zufriedenheit oder Enttäuschung der vielen Parteimitglieder, die zwar nicht im Rampenlicht stehen, aber viel Arbeit in die gemeinsamen Ziele stecken. Die Hoffnung auch all der Wähler ohne Parteibuch werden erfüllt oder enttäuscht. Das ist verdammt ernst für alle.

      Ich persönlich nehme mich selbst ernst und erkenne meine Chance. Ich gebe meine Stimme denen, die meine Interessen am umfassendsten teilen und glücklicherweise die viele, teils ätzende Demokratiearbeit dafür machen, damit diese Interessen Berücksichtigung oder zumindest Gehör in unserer Gesellschaft und vielleicht auch der Welt finden. Dass ich dafür nur ein Kreuz machen muss, finde ich genial. Falls meine Interessen viele haben und die Partei deshalb viele Stimmen kriegt, habe ich ganz besonders viel Glück, weil dann meine Interessen mit viel Entscheidungsmacht vorangetrieben werden. Haben nur wenige meine Interessen und bekommt die Partei deshalb nur wenige Stimmen, dann wird die Partei die Interessen natürlich nur im kleineren Rahmen voranbringen können. Aber immerhin.

      Beliebige Kreuzereien wären völliger Blödsinn. Wer nichts wählen will, soll es doch auch lassen. Man darf wählen, man muss nicht.

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